Rauschen
durchdringt meinen Kopf. Ein anderer Rausch als letzte Nacht. In
gleichmäßigen Intervallen, ständig an- und abschwellend. Bei jeder
Wiederkehr verstärkt sich das Getöse, und mein Kopf beginnt im
selben monotonen Rhythmus zu dröhnen.
Erdrückende
Hitze liegt auf meiner Haut, und gleißendes Hell durchscheint die
Augenlider, um mich vollends aus Morpheus Reich in das der Lebendigen
zurückzuführen. Ein pelziger Geschmack beherrscht meine Mundhöhle.
Kopf und Oberkörper bewegen sich zu Seite, um unverdauten Sangria
und Hansapils den Weg von Magen bis in den Sand neben mir zu
ermöglichen. Ungeheure Schmerzen bringen meinen Schädel fast zum
Bersten, und ein schwaches Stöhnen entweicht meiner Kehle.
Silbernes
Kinderlachen dringt an mein Ohr. Und nun, da ich die Augen einen
Spalt breit öffne, erblicke ich ein kleines Mädchen, das mit
ausgestrecktem Finger au mich zurennt. Nach wenigen Metern wird sie
jedoch vom Vater eingeholt, der ihr die Augen zuhält und sie zum
Strand zurückführt.
Ich
schaue an mir herab. Mein freier Oberkörper ist tiefrot gefärbt.
Ich bin barfuß und meine Shorts sind bis zu den Knien
heruntergezogen. Neben mir liegt mein nach Bier riechendes Hemd und
ein geöffnetes aber unbenutztes Präservativ. Was es mir bedeuten
soll, vermag ich im Moment jedoch nicht zu enträtseln.
Die
Sonne steht im Zenit, und so ziehe ich meine Hosen hoch, streife mein
Hemd über und schließe die Augen. Denn 16 Uhr schon öffnet der
Ballerman wieder.
Wenn
man es gut meint, kann man die Darstellung als pfiffige Groteske
werten, die im Abschluß noch ihr Thema findet und situativ äußerst
realitätsnah, wenn auch ekelerregend bleibt.
Obwohl
Kind und Vater den Wirklichkeitsausschnitt kurz bewertend erhellen,
bleibt der Text eine zweideutige Variante, die in der Bewertung vom
Leser abhängig ist.
12
P.
F.
Lohse
05.07.1998
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