Dienstag, 15. September 2015




21.12.2007

Bild: Abbey Road The Beatles


Auch an diesem Morgen drehten sie wieder ihre Runden. John führte im Moment mit zielgerichtetem Blick, hatte die Hände in den Taschen um schnittiger zu sein. Die anderen drei erholten sich in seinem Windschatten. Alle verfolgten sie ein gemeinsames Ziel, doch jeder hatte so seine eigene Vorstellung, wie man am effektivsten dorthin unterwegs war. Und denoch: Es gibt Hinweise, dass das Ziel nicht des einzig Wichtige für die Jungs war.

John führte also. Eine Lichtgestalt. Hell. Und doch nicht weiß. Sein Bart und die langen Haare schützten ihn vor der Witterung. Ebenso wie seine Brille. Außerdem machte er damit Eindruck - sowohl bei den Kleinen, als auch bei den Großen. Aber es ist schwierig zu sagen in welchem Maße dies wichtig für ihn war.

Ringo ist zweiter. Haare und Baart sind bei ihm kürzer. Ist er noch nicht so weit oder schon eine Runde weiter? Schwarzer Anzug, weißes Hemd, roter Binder. Die Schuhe glänzen. Macht was her, ohne Frage. Ist sein Blick auf Johns Rücken gerichtet? Oder sieht er an ihm vorbei mit zusammengekniffenen Augen, um das Zwischenziel vor ihnen zu erahnen?

Hinter ihm ist Paul. Fällt aus der Reihe; mehr als die anderen; auf den ersten Blick. Gesicht ist glatt, Zigarette in der Hand. Keine Schuhe - im Gegensatz zum schicken Anzug. Störender aber noch: Seine Schrittfolge ist nicht die der anderen. Wenn die drei den linken Fuß vorn haben, hat er den rechten vorn. Man könnte meinen, er zieht seine Zehen an, um nicht die Hacken von Ringos Schuhen damit zu berühren.

Auch George bekommt seine Probleme dadurch. Er läuft versetzt, um frei ausschreiten zu können; ist dadurch nicht ganz in einer Linie mit den anderen. Auch sein Blick scheint rechts an allen vorbei zu gehen, und zeigt seine Bereitschaft zum Überholen oder Ausbrechen an. Er ist in Jeans - working class; als statement. Haare lang und Baart. Eine Hand einstecken, eine frei - unausgeglichen.

So ziehen sie. Und andere schauen zu. Beobachten ihren Weg von der einen Seite zur anderen. Sie sind zu viert. Für ein paar Sekunden nur befinden sich alle gemeinsam auf der Straße, ohne Kontakt zum Gehweg. Sicherlich, für den einzelnen ist es mehr, aber auch John, selbst wenn er führt, weiß, dass die anderen da sind. Außerdem benutzen sie den Zebrastreifen.

Warum also diese Aufnahme? So und nicht anders? In der Abbeyroad, an einem Sommertag? Wo wollten die Jungs hin? Und warum hält man sie dabei auf?

„Nein, nein, nein! John! Nicht so schnell - das muss entspannter aussehen. Und du Paul – mach’ die Zichte jetzt mal aus - die Länge so ist gut - und der Rauch stört sowieso mehr als alles andere. George - krämpel mal deine Manchetten 'n Stück hoch - das kommt groovy.“

Und so ging es. Jeden Tag. Immer von neuem. Immer vorwärts. Anders zwar, aber vorwärts. Und von neuem. Über die Straße. Von hüben nach drüben. Ohne Hilfe, ganz allein. Mit Orientierung und Anweisung. Aber selbstständig. Frei. Vor allem der erste. Geleitet nur durch seine Umwelt; und den ganzen Rest eben. Mit festem Schritt. Meistens zumindest. In der Abbey Road. Und anderswo. Bis rüber. Und weiter. Nach vorn. Von vorn. Nochmal. Aber anders. Immer wieder.

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